Schutz schon vor dem ersten Atemzug:
Die Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft

Keuchhusten, auch Pertussis genannt, ist eine weit verbreitete und hochansteckende Infektionskrankheit. Sie wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und schädigt die Schleimhaut der Luft- und Atemwege. Früh- und Neugeborene kommen ohne einen eigenen Schutz gegen Keuchhusten auf die Welt und sind daher besonders gefährdet. Sie können sich ab dem ersten Lebenstag leicht anstecken. An Keuchhusten erkrankte Babys bekommen oft nur schlecht Luft – Atemaussetzer und sogar Atemstillstände können die Folge sein. Auch Folgeerkrankungen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen sind möglich. Schwere Verläufe und Krankenhausaufenthalte sind bei Babys am wahrscheinlichsten.

Die Keuchhusten-Impfung ist eine sichere und wirksame Schutzmöglichkeit gegen eine Erkrankung. Babys werden ab dem vollendeten 2. Lebensmonat in mehreren Teilschritten geimpft. Es dauert aber noch einige Monate, bis eine stabile Grundimmunisierung aufgebaut werden kann. Bis dahin besteht also eine Schutzlücke, in der Babys besonders anfällig für eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung sind.

Die STIKO empfiehlt daher seit 2020 die Impfung in der Schwangerschaft. Dabei lässt sich die werdende Mutter zwischen der 28. und 32. Schwangerschaftswoche gegen Keuchhusten impfen. Die geimpften Antikörper übertragen sich dann über die Nabelschnur auf das noch ungeborene Kind, das dann mit einem ersten eigenen Schutz gegen die gefährliche Erkrankung auf die Welt kommt.

Das Wichtigste in Kürze

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Das Thema im Detail

Keuchhusten, im Fachjargon auch Pertussis genannt, ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwegeweltweit.

Der Haupterreger ist das Bakterium Bordetella pertussis, das die Schleimhäute der Luft- und Atemwege schädigt. Bei Erwachsenen verläuft Keuchhusten typischerweise anfangs wie eine Erkältung mit Schnupfen, Husten und einem allgemeinen Schwächegefühl. Fieber ist eher selten. In der Hauptphase der Erkrankung kommt es dann zu heftigen und krampfartigen Hustenanfällen gefolgt von Atemnot und dem namensgebenden keuchenden Luftholen. Diese Phase kann monatelang anhalten und wird von Betroffenen oft als physisch und psychisch sehr belastend erlebt.

Keuchhusten ist hochansteckend und tritt ganzjährig auf.

Keuchhusten wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, also v.a. durch Husten, Niesen und Sprechen. Die Bakterien werden von der erkrankten Person in ihrem Umfeld verbreitet; innerhalb eines Radius‘ von ca. 1 Meter springt der Erreger leicht auf andere Menschen über.

Viele Infizierte wissen nicht, dass sie an Keuchhusten leiden und geben die Erkrankung unbemerkt weiter. Hinzu kommt, dass Erkrankte bereits hochansteckend sind bevor die ersten Beschwerden auftreten. Fast jeder Kontakt führt zu einer Ansteckung. In seltenen Fällen können asymptomatisch Infizierte (trotz Immunschutzes) den Erreger ebenfalls weitergeben.

Keuchhusten-Erkrankungen müssen in Deutschland an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Das Robert Koch-Institut führt Statistiken und wertet die Zahlen aus.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gab es 2018 mehr als 151.000 bestätigte Fälle von Keuchhusten weltweit. Dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wurden 2018 mehr als 35.000 Keuchhusten-Fälle gemeldet, wobei Deutschland, die Niederlande, Norwegen, Spanien und das Vereinigte Königreich (Großbritannien und Nordirland) ca. 72 % aller gemeldeter Fälle ausmachten, Tendenz steigend. Das RKI verzeichnet ca. 12.000 Fälle in Deutschland pro Jahr, geht aber, genauso wie das ECDC, allgemein von einer hohen Dunkelziffer an nicht erkannten Erkrankungen aus. In Deutschland zählt Keuchhusten zu den sechs häufigsten Infektionskrankheiten.

Früh- und Neugeborene sowie Säuglinge sind durch eine Keuchhusten-Erkrankung besonders gefährdet, da sie nach der Geburt über keine eigenen Abwehrstoffe verfügen. Bei ihnen treten Krankheitsverläufe mit schweren Komplikationen und Hospitalisierungen am häufigsten auf. Für sie ist Keuchhusten potentiell tödlich.

Früh- und Neugeborene können sich ab ihrem ersten Lebenstag anstecken. In etwa 80% der Fälle springen die Bakterien von einer engen Kontaktperson – insbesondere den Eltern, Großeltern und Geschwistern – auf sie über. Häufig merkt es die Kontaktperson nicht einmal, dass sie selbst Keuchhusten hat.

Babys haben tendenziell einen atypischen Krankheitsverlauf ohne das markante Husten und keuchende Luftholen, weshalb die Erkrankung oft nur spät erkannt wird. Bei ihnen kommt es stattdessen zu lebensgefährlichen Atemstillständen (Apnoen), verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie) oder Würgen und Erbrechen. Der Sauerstoffmangel kann die Haut verfärben (Zyanose).

Außerdem ist bei Babys das Risiko für weitere Komplikationen höher. Dazu gehören u.a. Lungenentzündungen (Pneumonien), Mittelohrentzündungen sowie bleibende Schäden an Lunge oder Bronchien. Die Hustenanfälle können ebenso zu Atemaussetzern führen, wodurch das Gehirn weniger Sauerstoff erhält. Dieser Sauerstoffmangel kann zu Dauerschäden wie beispielsweise Lähmungen oder Seh- und Hörstörungen führen. In seltenen Fällen kann es sogar zu zerebralen Krampfanfällen, Blutungen und Gehirnveränderungen (Enzephalopathien) kommen.

Über zwei Drittel der an Keuchhusten erkrankten Babys unter 3 Monaten erleidet schwere und komplikationsreiche Verläufe, die eine Hospitalisierung erfordern. Für ca. 1 Prozent der an Keuchhusten erkrankten Säuglinge unter 6 Monaten verläuft die Krankheit sogar tödlich.

Quellen u.a.: Epidemiologisches Bulletin 13/2020 des RKI, Informationsangebot der BzgA

Eine Impfung gegen Keuchhusten ist der beste Schutz gegen eine Erkrankung. Sie verringert das Risiko, überhaupt an Keuchhusten zu erkranken bzw. schwere Verläufe und Komplikationen zu erleiden.

Für reifgeborene Babys empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung gegen Keuchhusten in drei Impfschritten. Dabei wird der Säugling im Alter von 2 Monaten, 4 Monaten und 11 Monaten geimpft. Nach der zweiten Dosis besteht bereits ein Immunschutz von über 80%; nach der dritten Impfung sogar über 90%. Es ist daher wichtig, rechtzeitig mit dem Impfen anzufangen und die empfohlenen Abstände zwischen den einzelnen Dosen einzuhalten, damit umfassender Impfschutz besteht. Babys vertragen die Impfung in der Regel gut.

Für frühgeborene Babys rät die STIKO, die Impfung statt in drei, in vier Schritten durchzuführen. Hier sollte im chronologischen Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten geimpft werden.

Ein geimpftes Umfeld trägt zusätzlich dazu bei, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten ihren Impfschutz regelmäßig auffrischen. Beachten Sie hierzu auch den STIKO Impfkalender und holen Sie sich ärztlichen Rat.

Direkt nach der Geburt haben Neugeborene aber noch keinen eigenen Schutz gegen eine Keuchhusten-Erkrankung. Selbst nach Beginn der Grundimmunisierung mit dem vollendeten 2. Lebensmonat dauert es noch einige Zeit, bis der Immunschutz zuverlässig aufgebaut ist. Es besteht also eine Schutzlücke in der Zeit nach der Geburt.

Um Früh- und Neugeborene direkt nach der Geburt vor einer potenziell lebensbedrohlichen Keuchhusten-Erkrankung zu schützen, empfiehlt die STIKO, dass sich Schwangere gezielt gegen Keuchhusten impfen lassen. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass eine Impfung in der Schwangerschaft zu einer erhöhten Konzentration von Antikörpern gegen Keuchhusten im Blut der Mutter führt. Diese Antikörper übertragen sich dann über die Nabelschnur auf das ungeborene Kind, das daraufhin mit einem ersten Schutz gegen die gefährliche Erkrankung auf die Welt kommt.

Die Impfung erhöht kurzzeitig die Konzentration von Antikörpern im Blut der Mutter so stark, dass ein Teil dieser Antikörper über die Nabelschnur auf das noch ungeborene Kind übergeht. Es erhält so eine Leihimmunität und kommt bereits mit einem ersten eigenen Schutz gegen eine potentiell gefährliche Keuchhusten-Erkrankung auf die Welt.

Studien haben gezeigt, dass diese Art der Übertragung aber nur bei einer Impfung in der Schwangerschaft funktioniert. Bei einer Impfung oder durchmachten Keuchhustenerkrankung vor der Schwangerschaft findet diese Schutzübertragung zwischen Mutter und Kind nicht statt, da die Antikörper-Konzentration im Blut der Mutter nicht mehr hoch genug für eine Übertragung ist.

Die Impfung schützt auch die Schwangere selbst vor einer Erkrankung – Keuchhusten kann u.a. frühzeitige Wehen auslösen.

Die Forschung zeigt, dass der beste Zeitpunkt für eine Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft der Zeitraum zwischen der 28. und 32. Schwangerschaftswoche ist. Bei Verdacht auf Frühgeburt sollte entsprechend früher geimpft werden. Sprechen Sie dazu auch noch einmal ausführlich mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Da die Antikörper-Konzentration im Blut der Mutter schon nach relativ kurzer Zeit wieder stark abfällt, sollte eine Keuchhustenimpfung in jeder Schwangerschaft erfolgen. Dabei ist es unbedeutend, wie lange die letzte Keuchhustenimpfung bereits her ist. Wiederholte Impfungen, auch in kürzeren Zeitabständen, sind gesundheitlich unbedenklich.

Ja. Eine Impfung gegen Keuchhusten während der Schwangerschaft stellt kein erhöhtes Risiko für Komplikationen dar und hat auch keine negativen Auswirkungen auf das ungeborene Kind.

Eine Impfung während der Schwangerschaft baut nicht nur eine Leihimmunität für das Kind auf, sondern schützt auch die Mutter selbst. Eine Keuchhusten-Erkrankung in der Schwangerschaft kann beispielsweise zu vorzeitigen Wehen führen.

Die Impfung wird bereits seit vielen Jahren in Ländern wie Österreich und den USA mit sehr guten Erfahrungen durchgeführt.

Ja. Allgemein gilt: die Impfung ist gut verträglich.

In manchen Fällen können Impfreaktionen in den Tagen nach der Impfung auftreten. Diese können u.a. beinhalten

  • Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Injektionsstelle,
  • Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie
  • Mattigkeit, Unwohlsein oder Schwellung der regionären Lymphknoten.

Diese Impfreaktionen klingen aber normalerweise nach ein bis drei Tagen auch wieder ab.

Nach aktuellem Wissensstand überträgt sich der Keuchhusten-Schutz leider nicht in ausreichendem Maße über Muttermilch. Das heißt also: Wenn sich eine Mutter direkt nach der Geburt gegen Keuchhusten impfen lässt und das Neugeborene Muttermilch erhält, baut sich kein vergleichbarer Schutz beim Baby auf. Die Impfung in der Schwangerschaft bleibt daher die einzige Möglichkeit, die Keuchhusten-Schutzlücke beim Neugeborenen zuverlässig zu schließen.

Ein weiteres Argument für die Impfung in der Schwangerschaft ist, dass bei in der Schwangerschaft geimpften Müttern das Kolostrum (also die erste Milch nach der Geburt) eine größere Menge an Keuchhusten-Antikörpern enthält als bei ungeimpften Müttern. Forschende nehmen aufgrund der aktuellen Studienlage deshalb an, dass die Milch geimpfter Mütter den passiven Impfschutz von Neugeborenen weiter verstärkt, da sie noch zusätzliche Keuchhusten-Antikörpern über die Milch aufnehmen. Bei ungeimpften oder erst nach der Geburt geimpften Müttern ist dies nicht in gleichem Maße der Fall.

 

Siehe dazu auch:

  • Alba Vilajeliu, Anna Goncé, Marta López et al. Combined Tetanus-diphtheria and Pertussis Vaccine during Pregnancy: Transfer of Maternal Pertussis Antibodies to the Newborn. Vaccine 2015; 33(8): 1056-1062. doi: 10.1016/j.vaccine.2014.12.062
  • Bahaa Abu Raya, Isaac Srugo, Aharon Kessel et al. The Induction of Breast Milk Pertussis Specific Antibodies Following Gestational Tetanus–diphtheria–acellular Pertussis Vaccination. Vaccine 2014; 32(43): 5632-5637. doi: 10.1016/j.vaccine.2014.08.006
  • National Institute of Child Health and Human Development. Diphtheria-Tetanus-Pertussis Vaccines (2006). Im Internet: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK500572/; Stand 15.09.2023

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Unabhängige Expertinnen und Experten erklären im Gespräch mit EFCNI u.a.

  • warum Keuchhusten für Früh- und Neugeborene gefährlich sein kann,
  • warum die Keuchhusten-Impfung in der Schwangerschaft eine sinnvolle Maßnahme ist und
  • wie die Schutzimpfung während der Schwangerschaft funktioniert.

 

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